Hilot
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Ayurveda
Massage, Lomi lomi Nui aus Hawaii, Aromaöl und Klangschalentherapie,
diese Wellness Anwendungen sind heute in modernen Hotels mit einem Spa
fast schon Standart. Im 5-Sterne-Hotel Schalber in Serfaus, Tirol
bietet der philippinische Masseur Alex, 50, neuerdings die Hilot an.
Die philippinische Heilmassage ist hierzulande noch recht unbekannt.
Lassen Sie sich aufklären - ein Erfahrungsbericht aus dem
Wellnesshotel Schalber in
Serfaus Fiss Ladis.
Auf den
Philippinen gibt es eine lange Tradition von Heilkunde. Seit den
späten Siebzigern sind spektakuläre Operationen ohne Messer bekannt,
bei denen Schamanen ohne Schnitte allerlei blutige Objekte aus ihren
Patienten herausfischen und es daraufhin zu echten oder eingebildeten
Spontanheilungen kommt. Ein wahrer Pilgerstrom aus Europa und den USA
setzte damals ein. Stellte sich bei den ortsansässigen Schmamanen zur
Behandlung an, selbst wenn Fernsehfilme immer wieder bewiesen, dass es
nur Hühnerblut und deren Organe waren, die die Heiler schwungvoll und
publikumswirksam in Eimern entsorgten.
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Das
verheimlichten die Heiler auch gar nicht. Sie sahen es nicht als
Betrug. Sie stellten einfach nur fest, dass die autosuggestiven
Selbstheilungskräfte ihrer Patienten, gerade derjenigen aus dem
Westen, eher zur Wirkung kamen, wenn der Hokuspokus mit dem Hühnerblut
statt fand als wenn man darauf verzichtete und nur massierte.
Alex, der
Masseur, ist mit all den heilkundlichen Praktiken seines Heimatlandes
bestens betraut, war er dort doch jahrelang Ausbilder für die Hilot
und anderer asiatischen Heilmassagen, wie chinesischen und
koreanischen Massagetechniken. Der 50-jährige Masseur der
Wellnessresidenz Schalber begrüßt mich mit einem festen Händedruck,
der meine Vorfreude auf die vereinbarte Hilot entfacht.
Vielversprechend, diese Kraft und trotzdem eine feine Sensibilität,
wenn er mir fest in die Augen schaut und breit lächelt. Alex, der
Philippino, wäre in einem anderen Leben auch ein erfolgreicher Bauer
oder großartiger Werftarbeiter, denke ich. Glücklicherweise ist er
Masseur geworden. Hier in der Wellnessresidenz Schalber. Ich bevorzuge
kräftiges Kneten. In letzter Zeit war ich immer wieder bei Massagen,
wo viel mit Federn gefächelt oder Glöckchen gebimmelt oder mir
unverständliche Mantren gemurmelt wurden. Ich liebe meine Massagen
fest. Bei mir verschwinden die Nackenverspannungen nicht mit Gewedel,
Gebimmel oder Gemurmel.
Bevor Alex
meinen Rücken bearbeitet, klärt er mich über die Hilot auf.
Schließlich ist er auf den Philippinen sogar Direktor einer
Massageschule gewesen und die Hilot sein Spezialgebiet. Ein paar Mal
stand er schon in der Zeitung. In seiner Heimat werden auch mal
Blätter auf dem Rücken des Patienten angezündet und danach geschaut,
wo sich welche Spuren zeigen. Als ich etwas widerstrebend nach
Feuerquellen im Raum suche, lächelt mich Alex freundlich an. Aber
nein, diese medizinischen Anwendungen kann man hier in Europa gar
nicht durchführen, weil die tropischen Blätter fehlen. Ich atme
beruhigt durch. Die eingangs erwähnten Praktiken aus seinem Heimatland
kommen zur Sprache. Das hat sicher dazu beigetragen, dass sich die
philippinische Heilmassage außerhalb seines Heimatlandes noch nicht
etabliert hat. Mit der hawaiianischen Lomi Lomi verbindet kein Mensch
Schwindel und Betrug mit Hühnerblut. Obwohl die wenigsten wissen, dass
auch die Hawaiianische Heilmassage ursprünglich von der ortsansässigen
Heilern und Schamanen ausgeführt wurde. So ist es auch seit
Jahrhunderten bei der Hilot. Eine spirituelle Angelegenheit, um einen
Kranken zu heilen. Was hält er von der Zauberei mit dem Hühnerblut. Er
lächelt vielsagend und breitet seine Arme aus. Den Einheimischen sei
die Massage des Dorfschamanen ihres Vertrauens jahrhundertelang gut
genug gewesen. Entwickelt haben sich die blutigen Massagen ja erst,
als der Touristenstrom kam. Vergleichbar sei das mit der Illusion
eines Kinofilms. Da rege sich auch niemand auf, dass die
Hauptdarsteller sich nicht wirklich leidenschaftlich lieben, wenn sie
sich auf der Leinwand küssten. Oder sich in Lebensgefahr begeben, wenn
sie eine Verfolgungsjagd bestritten. Kein Mensch, der einen Film
genießen will, schaut sich erst das Making of an oder rege sich auf,
dass dass Kinowelten nur Illusion ist. Die ist Teil des Zaubers und so
sehe er es auch bei den Kollegen daheim, die immerhin große Erfolge
mit Spontanheilungen erreichen. Der Glauben an die Heilung ist
entscheidend.
Wie schön,
dass ich mich nun der Massage hingeben kann ohne das mein Gauben eine
Rolle spielen muss. Es tut einfach gut, wie ich durchgeknetet werde.
Alex analysiert die ein oder andere Verspannung, was mich nicht
verwundert. Stellt die ein oder andere Blockade meiner Meridiane fest,
von denen ich nicht weiss, wo sie entlangfahren. Wie er mir vor der
Massage sagte, sind Meridiane so eine Art Energieautobahnen des
Körpers. Nach einer Stunde scheint er aber jeden Stau darauf aufgelöst
zu haben, denn ich fühle mich großartig und schwebe zum Ausgang. Bevor
ich mich ganz auflöse, überreicht mir Alex noch eine Muschel aus dem
südchinesischen Meer seiner Heimat. Den kleinen kühlen Gruß von den
Philippinen in meiner Hand haltend verspreche ich, wieder zu kommen.
Besten Dank
an
Karin Lochner für
diesen Erfahrungsbericht.
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